Dafür kann sich wohl vorbehaltlos nur jemand begeistern, der noch nie selbst diskutiert hat.
Die Erfahrung lehrt hingegen, dass eine Diskussion, die nicht eitles, undiszipliniertes Geschwätz und folgenlose, enervierende Zeitverschwendung ist, nur äußerst selten vorkommt und nur unter ganz bestimmten Umständen möglich ist. Ja, die Erfahrung bestärkt sogar den Argwohn gegen jede allzu große Diskussionsfreudigkeit und gegen eine naive Euphorie für 'Meinungsaustausch' über alles und mit jedem. Denn in den allermeisten solcher Fälle soll man damit doch tatsächlich für irgendein dahinterliegendes, undurchsichtiges Interesse zum 'nützlichen Idioten' gemacht werden. Sind doch so viele der sogenannten 'freien Diskussionen' nur von langer Hand geplante Inszenierungen! Diesen grundsoliden Erfahrungswerten soll hier nicht widersprochen werden – im Gegenteil. Warum der Ousia-Lesekreis-Verlag dennoch zu einer freien, disziplinierten und organisierten Diskussion der von ihm veröffentlichen Bücher aufruft, hat seinen Grund einzig in der Reflexion dieser Erfahrungen. Denn nachdem man diese Erfahrungen – und auch die wenigen ihr widersprechenden Ausnahmen – mit dem Verstand in all ihren Voraussetzungen durchdrungen hat, erscheint eine freie und fruchtbare Diskussion eben doch möglich, wenn auch – wie schon gesagt – nur unter ganz bestimmten Bedingungen.
Die nachfolgenden Überlegungen sollen diese Reflektionen über die Bedingungen freier Diskussion kurz und möglichst voraussetzungslos wiedergeben. Dabei handelt es sich im Hauptteil um die Skizze einer Formanalyse der Öffentlichkeit, d.h. jenes Inhalts, der sich allein schon aus den formalen Bedingungen der Öffentlichkeit innerhalb einer bürgerlichen Gesellschaft ergibt. Danach wird eine mögliche Alternative dieser Bedingungen, die eine frei Diskussion, wo nicht verhindern, so doch stören, zumindest angedeutet. Der leider wenig anschauliche Duktus der Sprache, die hierzu verwandt wird ist insofern im Letzten unvermeidlich, als er dem beschriebenen Gegenstand entspricht, nämlich dem objektiven Formalismus der vorherrschenden Öffentlichkeit.