ca. 250 Seiten
In Vorbereitung
ISBN 978-3-944570-61-7
In „Die Juden und das deutsche Reich“ unternimmt Erwin Reisner eine protestantische Sinndeutung der Shoah. Reisner leitet den eliminatorischen Antisemitismus von der Säkularisierung der christlichen Reichsidee zu einer politischen Ersatzreligion her.
Der Autor gibt so auf die Frage, weshalb der konfessionelle Antisemitismus der christlichen Völker Europas und die kontinentale faschistische Bewegung nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland die Form des Nationalsozialismus annahm und nach Auschwitz führte, eine Antwort, die in mehrfacher Hinsicht den geschichtlichen „deutschen Sonderweg“ berücksichtigt. Auch für Reisner ist die Judenverfolgung ein Projektionsphänomen, er gewinnt jedoch die religiöse Dimension des Holocaust zurück, die in den modernen geschichtlichen, selbst säkularistischen Deutungsmustern verloren gegangen ist.
Das Buch ist zugleich eine Selbstkritik seines 1934 veröffentlichten Buches „Die Kirche des Kreuzes und das deutsche Schicksal“, in dem Reisner noch eine, nach späterem eigenem Urteil „schwärmerische“ Position einnahm. Die aktuelle Einleitung des Herausgebers rekonstruiert die Positionsverschiebung zwischen beiden Büchern und gibt eine Skizze von Reisners, die Widersprüche seiner Zeit wie im Brennpunkt sammelnden Ausnahmebiographie.